Richtig heizen: 4 Tipps gegen steigende Gaspreise

2022-09-17 08:47:33 By : Ms. Sandy Guo

Verbraucher können einiges tun, um Energie zu sparen.

Verbraucher können einiges tun, um Energie zu sparen.

Düsseldorf Deutschland ist stark auf russisches Gas angewiesen. Mehr als die Hälfte des verbrauchten Erdgases wird aus dem Land importiert. Immer mehr Menschen fordern angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine einen Stopp der Importe.

Gleichzeitig spüren Verbraucher zunehmend die Folgen der Energiepreiskrise: Die Hälfte aller deutschen Privathaushalte nutzt Erdgas zum Heizen. Bereits im vergangenen Jahr sind die Kosten hier massiv gestiegen. Durch Putins Krieg in der Ukraine wird es nun noch teurer.

Die hohen Preise können Verbraucher kaum vermeiden, doch durch einige Maßnahmen lässt sich der Energieverbrauch senken um dabei Kosten zu sparen. Das Handelsblatt erklärt in vier Schritten, wie Sie Erdgas sowohl kurz- als auch langfristig einsparen können.

Bereits durch das Anpassen von Gewohnheiten sind spürbare Einsparungen möglich. Der Thinktank Agora Energiewende schätzt, dass Haushalte bereits durch kleine Änderungen ihren Erdgasverbrauch um bis zu 15 Prozent reduzieren können. In einigen Einfamilienhäusern seien sogar Einsparungen von bis zu 30 Prozent möglich, schätzt Thorsten Schneiders, Professor für Energiespeicherung an der Technischen Hochschule Köln. „Es kann schon einige Energie gespart werden, ohne dass man auf den Komfort eines warmen Zuhauses verzichten oder viel Geld investieren muss“, sagt Schneiders.

Jetzt die besten Jobs finden und per E-Mail benachrichtigt werden.

Optimieren Sie Ihr Heizverhalten: „Jedes Grad Raumtemperatur senkt den Verbrauch um ungefähr sechs Prozent“, sagt Martin Pehnt, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Vorstand des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. In Wohnräumen empfiehlt Pehnt eine Temperatur von 20 Grad, im Schlafzimmer 17 bis 18 Grad und in ungenutzten Räumen 16 Grad. Niedriger sollte die Heizung nicht gedreht werden, weil sonst Schimmel droht.

Zudem sollten Verbraucher darauf achten, möglichst keine Möbel oder Vorhänge vor dem Heizkörper zu platzieren. Als Faustregel gilt: Jeder Heizkörper sollte gut zu sehen sein. Zusätzlich sollten ein Sofaabstand zur Heizung von mindestens 30 Zentimetern eingehalt werden.

Heizkörper sollten zudem regelmäßig entlüftet werden. Luft in der Heizung macht den Heizkörper ungleichmäßig warm und verschwendet Energie. Ein Entlüfter-Schlüssel verschafft Abhilfe. Wer nicht zu Hause ist, kann die Heizung herunterdrehen oder komplett ausschalten. „Allerdings nur wenn das Haus schlecht gedämmt ist“, sagt Pehnt. So sei eine Heizenergieeinsparung zwischen fünf und zehn Prozent gegenüber Dauerheizen bei kaum gedämmten Altbauten möglich.

Stellen Sie die Heizung richtig ein: Die meisten Einsparungen sind bei einer individuell zugeschnittenen Zeitsteuerung möglich. Oft lassen sich Zeiten einstellen, an denen die Temperatur abgesenkt werden soll – zum Beispiel nachts oder während der Arbeitszeit.

Verbraucher sollten zusätzlich ihre Heizkurve überprüfen. Diese gibt vor, wie viel Wärme in Abhängigkeit von der Außentemperatur bereitgestellt werden muss. Ist es draußen etwa minus 10 Grad, lässt sich dort ablesen, welche Vorlauftemperatur nötig ist. Durch die präzise Einstellung wird nur die Wärmemenge bereitgestellt, die tatsächlich gebraucht wird, und es wird keine unnötige Wärme im Heizkessel erzeugt.

Richtig lüften hilft beim sparsamen Heizen: „Regelmäßiges Stoßlüften ist deutlich energieeffizienter als ständiges Kipplüften“, sagt Martin Pehnt. Fenster sollten möglichst weit für einen Zeitraum von fünf bis zehn Minuten geöffnet werden. So fließt frische Luft in die Wohnung, ohne dass die Wände auskühlen.

Sind die Fenster wieder zu, müssen die Heizkörper nur die frische Luft erwärmen. „Noch schneller und sparsamer geht der Luftaustausch übrigens vonstatten, wenn gegenüberliegende Fenster oder Türen gleichzeitig geöffnet werden, also Durchzug entsteht“, rät die Verbraucherzentrale NRW.

Beim Stoßlüften sollte die Heizung kurz abgedreht werden. Danach reicht es, sie wieder auf die gewünschte Temperatur einzustellen. Dabei sollte die Luftfeuchtigkeit nicht über 70 Prozent liegen. „Sonst droht Schimmelgefahr und man fühlt sich nicht wohl“, sagt Schneiders. Ein Feuchtigkeitsmesser (Hygrometer) kostet rund 20 Euro.

Stellen Sie Ihren Wasserverbrauch um: „Warmwasser ist oft ein unterschätzter Energiefresser“, sagt Pehnt. Und außerdem teuer: Ein Liter warmes Wasser kostet bis zu viermal so viel wie ein Liter kaltes Wasser, rechnet Schneiders von der TH Köln vor.

Einsparpotenzial gibt es im Alltag zur Genüge: Eine Spülmaschine ist energieeffizienter als der Handabwasch, ein sparender Duschkopf kann den Warmwasserverbrauch beim Duschen um bis zu 30 Prozent senken, und die Wäsche sollte möglichst bei niedrigeren Temperaturen gewaschen werden. „Angesichts der drohenden Gasknappheit sollten wir zudem auf lange Duschgänge oder ausgiebiges Baden verzichten“, rät Pehnt. Beim Baden werden durchschnittlich dreimal mehr Warmwasser als beim Duschen verbraucht.

Bereits durch kleine Investitionen lassen sich Haus oder Wohnung energieeffizienter machen. Dazu reicht oft schon der Gang zum Baumarkt aus.

Dichten Sie Ihre Heizungsrohre ab: Das Dämmen der Heizungsrohre und Heizungsarmaturen ist in Deutschland mittlerweile Pflicht. Ältere Heizungen sind jedoch immer noch nicht richtig abgedichtet. Gerade im kühlen Keller geht viel Wärme unnötig verloren. Dabei lohnt sich bereits bei kleinen Rohrabschnitten eine Dichtung. „Diese sollten eine Wanddicke haben, die mindestens dem Durchmesser der Heizungsrohre entspricht“, empfiehlt Schneiders. Der Energieexperte rechnet aus, dass sich so bis zu 20 Euro pro Meter an Heizenergie im Jahr sparen lassen.

Tauschen Sie Ihre Heizungspumpe aus: Die Heizungspumpe hält den Kreislauf des erwärmten Wassers zwischen Kessel und Heizkörper in Gang. Die Pumpen sind zwar unauffällig, benötigen aber sehr viel Energie: Bis zu zehn Prozent des durchschnittlichen Stromverbrauchs im Haushalt wendet das „Herz der Heizung“ auf. Der Einbau einer Hocheffizienzpumpe kann den jährlichen Stromverbrauch um bis zu 90 Prozent senken. Verbraucher sparen dabei bis zu 120 Euro im Jahr, rechnet die Verbraucherzentrale NRW vor.

Dichten Sie kritische Stellen ab: „Besonders in Häusern aus den 50er- bis 70er-Jahren sind Heizungskörpernischen nur schlecht gedämmt“, sagt Martin Pehnt. Mittelfristig lohne es sich deshalb, die Heizkörper zu versetzen und die Nische mit Dämmstoff auszufüllen.

Eine weitere Schwachstelle bei vielen Gebäuden sind ungedämmte Rollladenkästen. In vielen Fällen ist jedoch eine Dämmung möglich und das mit einem relativ geringen handwerklichen Aufwand. Die Verbraucherzentrale NRW schätzt, dass die Kosten pro Rollladenkasten bei ungefähr 15 Euro liegen, wenn man die Verbesserungen selbst vornimmt.

Überprüfen Sie Fenster und Türen: Wenn es trotz geschlossener Fenster und Türen zieht, dann sind diese undicht. Halten Sie eine Kerze an die entsprechenden Stellen – flackert die Flamme, muss die Stelle abgedichtet werden.

Fenster lassen sich mit einer Vielzahl von Materialien selbst abdichten. Dazu eignen sich beispielsweise Schaumstoff, Gummidichtungen, Silikon oder Fensterkitt. Die meisten Materialien sind im Baumarkt erhältlich. Ein ähnliches Vorgehen gilt auch für das Abdichten von Türen. Dort können bereits Bürstendichtungen, die den Spalt zwischen Tür und Boden verschließen, Energie einsparen. Das gleiche Resultat kann mit Dichtstreifen aus Gummi erreicht werden.

Legen Sie sich ein Smarthome-System zu: Smarthome ermöglicht die Steuerung von Steckdosen, Heizkörperthermostaten und Lampen. Dazu wird eine Steuerzentrale (etwa 100 Euro) programmiert, die dann per Funk die verschiedenen fernsteuerbaren Komponenten (je etwa 30 bis 40 Euro) ansteuert. So kann man beispielsweise einen Zeitplan für jeden einzelnen Heizkörperthermostaten einstellen. In Praxistests ließen sich so Einsparungen von bis zu 30 Prozent des Gasverbrauchs erreichen. Ein Smarthome-System kann in jeder Wohnung oder in jedem Haus nachträglich eingebaut werden.

Mit Abstand am wirksamsten sind grundlegende Sanierungsmaßnahmen. „Besonders hohe Einsparungen sind möglich, wenn die Hülle des Hauses verbessert wird“, sagt Pehnt. Dazu zählen etwa Keller, Dach und Fenster.

Ob eine vollständige Neu-Isolierung oder nur punktuelle Ausbesserung die Energieeffizienz der Immobilie verbessern, lasse sich nicht allgemein sagen, so der Energieexperte. Das komme vor allem auf Zustand, Alter und geografische Lage des Hauses an. Grundsätzlich gilt: „Erst dämmen und Verbrauch reduzieren, dann eine neue Heizungsanlage passend zum reduzierten Verbrauch einbauen“, rät Schneiders.

Vor allem Wärmepumpen gelten als große Zukunftshoffnung, sagt Reinhard Loch, Leiter der Gruppe Energieeffizienz bei der Verbraucherzentrale NRW. Diese funktionieren mithilfe von Strom. Sie ziehen Wärme etwa aus der Umgebungsluft oder dem Erdreich und bringen diese auf ein höheres Temperaturniveau. Sie können laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts ISE aus dem Sommer 2020 grundsätzlich auch in Bestandsgebäuden funktionieren.

Im Schnitt kosten die Pumpen laut Verbraucherzentrale zwischen 15.000 und 25.000 Euro. Steigt die Nachfrage danach im Zuge der hohen Gaspreise, können die Installationskosten aber auch deutlich höher liegen.

Doch der Einsatz von Wärmepumpen ist nicht überall möglich. Deshalb empfiehlt Pehnt, bei größeren Investitionen einen Energieberater mit der Analyse der Immobilie zu beauftragen. „Dabei ist es sinnvoll, gemeinsam einen Sanierungsfahrplan auszuarbeiten“, so Pehnt. Bestandteil dieses Plans können neben Sanierungsmaßnahmen auch Möglichkeiten der Energiegewinnung sein – zum Beispiel eine Solaranlage auf dem Dach.

Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erhalten Haushalte Unterstützung bei der Sanierung von Gebäuden, die dauerhaft Energiekosten einsparen und damit das Klima schützen. Dabei übernimmt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bei Sanierungen an der Gebäudehülle 20 Prozent der Kosten. Anlagentechnik wie zum Beispiel neue Lüftungsanlagen werden ebenfalls mit 20 Prozent bezuschusst. Bei neuen Heizungsanlagen sind sogar Förderungen von 30 bis 45 Prozent möglich.

Tauschen Sie beispielsweise Ihre Ölheizung gegen eine Biomasse-Anlage oder Wärmepumpe aus, können Sie Ihre neue Heizung fast zur Hälfte vom Staat fördern lassen. Bei kleineren Arbeiten kümmert sich meist der Handwerksbetrieb um den Antrag zur Förderung.

Bei größeren Projekten sollten Sie einen professionellen Energieberater hinzuziehen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übernimmt bis zu 80 Prozent der Beratungsgebühren. Wichtig: Alle Anträge zur Förderung sollten Sie vor Durchführung der Maßnahme stellen. Vor- und Nachteile verschiedener Heizungsarten und in welcher Höhe sie gefördert werden, finden Sie hier in der Übersicht.

Hier finden Sie weitere Informationen: Auf der Plattform „Deutschland machts effizient“ hat die Bundesregierung Informationen zum Thema Energiesparen zusammengestellt. Auch bei „CO2 Online“ oder den Webseiten der Verbraucherzentralen finden sich viele hilfreiche Informationen zu Energiesparmaßnahmen. Informationen zu Förderprogrammen gibt es auch bei der KfW, dem Bafa und den zuständigen Landesbehörden.

Mehr: Gasheizung, Wärmepumpe oder Holzpellets? So heizen Verbraucher in Zukunft am besten

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Wer wurde denn befragt zum Importstop für Gas und Öl. Wer für den Stop ist riskiert eine Wirtschaftskrise in unvorstellbarem Maß. Dazu muss man nicht BWL studiert haben um zu sehen, dass energieintensive Unternehmen die Preise nicht stemmen können, zumal wir ein Exportland sind und mit anderen Staaten konkurrieren. Dort gibt es Steuernachlass, MWSt, Energiesteuer, bei uns freut sich Herr Lindner über Mehreinnahmen und die Grünen freut es besonders. Ratschläge zum Sparen von Gas finde ich zynisch, die Preise sind doch schon vor dem Ukrainekrieg heftig gestiegen. Vielleicht liegt es an den Billionen Papier in Form von Geld, das die EZB gedruckt und ausgegeben hat. USA sind fein raus, beziehen jetzt die fehlende Energie aus Venezuela, ein Schelm wer böses dabei denkt.

@Herr Hans Schönenberg und Herr HORST TASSLER Habe enorm viel Geld investiert in die Energieeffizienz - mehr sparen geht nicht. Habe gehofft, dass die Preise für Energie nicht weiter steigen - aber dem ist nicht so. Für die Energie Strom + Gas, die ich vom Versorger erhalte muss ich jetzt auch noch wegen der CO2 Abgabe tiefer in die Tasche greifen? Massive Investition, Kredit abzahlen, Preissteigerung, CO2 Abgabe + Steigerung, Inflation in allen Bereichen - hätte mir eine deutlich schönere Welt vorstellen können. Die Möglichkeiten Gas und auch Strom zu reduzieren sind komplett ausgeschöpft - schließlich waren die Energiepreise auch vorher schon sehr hoch! Meine Erkenntnis: Besser wäre es nicht in Deutschland zu investieren und ins Ausland zu gehen, dort sind die Winter wärmer und man braucht weniger Gas aber auch weniger Strom.

Herr Tassler: danke für Ihren Kommentar; so sehe ich das auch. Aktuell steht bei mir noch die Installation einer PhotoVoltaik Anlage mit Speicher an; Kosten immerhin mindestens € 21.000,--. Da ist es mir gelungen, für den Speicher eine Förderung von € 1.022,-- zu erhalten. Weitere Förderung wäre nur in Form von Krediten KFW usw. möglich. - Mit 70 Jahren schließe ich keine Kredite mehr ab. Die Heizung läuft auf Gas in Verbindung mit Solarthermie - bereits seit 13 Jahren. Austausch bringt lt. Installateur nichts; die neuen Gas-Heizgeräte sind nicht effektiver.

Diese Art von Artikeln bei einer Heizkostensteigerung finde ich überhaupt nicht mehr lustig. Die Heizungstemperatur ein jedes Mal um ein Grad zu senken ist sicher keine Lösung. Ich bin inzwischen bei 13 Grad angelangt und mache das schließlich schon seit sieben Jahren. Auch eine neue Heizung zwischen 30.000 -40.000 € für ein Einfamilienhaus macht keinen Sinn allein wegen der Erhöhung der CO2 Abgabe. Hier müssen echte Lösungen her, die nicht ausschließlich ein Wirtschaftsförderungsprogramm der altmaierschen Art darstellen, sondern auch eine wirtschaftlichen Sinn ergeben. Die letzte Aussage eines Technikers war, dass meine Motivation allein die staatliche Förderung sein müsse. Irgendwann beißt sich doch die Katze selbst in den Schwanz.